Rosalia Graf
geb. Moser

Hausgehilfin. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1897    † 1944

 

Lebenslauf

Rosalia Graf wurde als Tochter der Elisabeth Moser und des Landwirt Mathias Moser am 1. Juni 1897 in Breitenbrunn geboren. Nach dem Besuch der Pflichtschulen arbeitete sie als Hausgehilfin in Wien und Ungarn, in der Folge auch als Hilfsarbeiterin. 1930 heiratete sie den Gemeindebediensteten Johann Graf.

1941 Beitritt zur KPÖ, Widerstand gemeinsam mit ihrem Mann, Flugblattaktion, Todesurteil, Hinrichtung

1941 trat Rosalia Graf gemeinsam mit ihrem Mann Johann der KPÖ bei. Das Ehepaar beschloss in diesem Kontext, die Wohnung für Unterkünfte und Funktionärsbesprechungen des Zentralkomitees der KPÖ zur Verfügung zu stellen.

Schließlich beteiligte sich das Ehepaar in der Nacht zum 1. Mai 1942 an einer Flugblattaktion. Es wurden Streuzettel folgenden Inhalts verbreitet:

"Mit großem Geschrei kündigt Hitler eine neue Offensive an, Das bedeutet neue Blutopfer für unsere Jugend. Das bedeutet aber auch neue Opfer, neues Elend für uns Arbeiter und Arbeiterinnen. Arbeiter und Arbeiterinnen! Denkt stets an dieses Blutvergießen. Kämpft mit uns gegen Hitler! Er allein ist der Mörder unserer Jugend. Sabotiert Hitlers Kriegsmaschinerie, wo ihr nur könnt! Arbeitet so langsam wie nur möglich! Jedes Stück mehr verlängert den Krieg!"

Rosalia Graf und ihr Ehemann Johann wurden am 15. Juli 1942 wegen des "Verdachts auf Vorbereitung zum Hochverrat" festgenommen. Am 22. Dezember 1943 wurden sie vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof angeklagt und am 14. April 1944 gemeinsam mit Emilie Tolnay und Therese Dworak vom Volksgerichtshof Wien wegen "Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung" zum Tode verurteilt.

Rosalia Graf wurde am 21. Juni 1944 im Landesgericht I in Wien hingerichtet, wenige Minuten vor der Hinrichtung ihres Mannes.

Aus der Anklageschrift v. 14.4.1944

“(…) klage ich an, während des Krieges in den Jahren 1941 und 1942 in Wien sich am Wiederaufbau
der illegalen KPÖ beteiligt zu haben, indem sie dem a.d. Gefängnis ausgebrochenen führenden kommunistischen Funktionär Neustadtl Unterkunft und Verpflegung vermittelten und gewährten (sämtliche Angeschuldigten), sich in der Wohnung Tolnay an staatsfeindlichen kommunistischen Besprechungen beteiligten (sämtliche Angeschuldigten) (…) Schriften wehrkraftszersetzenden Inhalts ausstreuten (Ehefrau Dworak und Eheleute Graf) und für die Druckschriftenherstellung bestimmte Maschinen sicherstellten (Ehefrau Dworak und Eheleute Graf). Sie haben dadurch Hochverrat vorbereitet und zugleich den Feind des Reiches begünstigt.”

Ehrung von Rosalia Graf durch die burgenländische Landesregierung, Aufstellung eines Grabsteins auf der Gruppe 40, Käthe Sasso und die Gruppe 40

Rosalia Graf wurde im Jahr 2009 eine späte Ehrung zuteil. Eine Ehrung der offiziellen Aufstellung eines Grabsteins durch die burgenländische Landesregierung. Die Initiative ging von der Burgenlandkroatin Käthe Sasso aus, die sich seit Jahrzehnten um den Erhalt und die Pflege der Gräber jener Widerstandskämpfer, Deserteure und Wehrmachtsverweigerer bemüht, die hingerichtet und deren Leichen auf dem Zentralfriedhof in Wien verscharrt wurden. Käthe Sasso war mit Rosalia Graf befreundet gewesen. Sie hatte selbst drei Jahre in Haft verbracht und das Konzentrationslager Ravensbrück überlebt.

Im April 1944 hat Käthe Sasso Rosalia Graf zum letzten Mal gesehen:

"Das war ein Drama, denn auf der Anklagebank sah ich Freunde. Und wir haben gewusst, dass es beim fünften Senat und beim zweiten nur mit Todesurteilen abgeht"

Kulturlandesrat Bieler legte einen Kranz für Rosalia Graf nieder und sprach folgende Worte:

"Die burgenländische Landesregierung hat für Frau Graf diesen Grabstein gespendet, um danke zu sagen für die Opfer, die sie damals gebracht haben, für die Zivilcourage, die die vielen hunderten und tausenden Menschen in der damaligen Zeit aufgebracht haben und die gegen das Unrechtsregime der Nazis aufgetreten sind und mit ihrem Leben bezahlt haben"

Die Gräber von Rosalia Graf und ihrem Mann Johann befinden sich nun in unmittelbarer Nähe zueinander auf der Gruppe 40 des Zentralfriedhofs.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • Ein biografiA-Modul-Projekt: "Österreichische Frauen im Widerstand", Rosalia Graf
  • Wikipedia: Rosalia Graf
  • burgenland.orf.at: Land ehrt Widerstandskämpferin mit Grabstein

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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